Design Thinking: Entfessele den Superhelden in Dir

Autor: Sofia Dobbertin

Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert:

Allgemein

6 Min. Lesezeit
Design Thinking: Entfessele den Superhelden in Dir

Die Konkurrenz schläft nicht: Kreativität wird im Berufsleben deshalb immer wichtiger. Denn nur so entstehen innovative Produkte oder lassen sich neue Märkte erschließen. Mit Kreativitäts-Techniken wie Design Thinking können junge Manager ihre Teams zu Höchstleistungen animieren.

DESIGN THINKING: EINE DEFINITION

Im Grunde lässt sich Design Thinking mit zwei Worten zusammenfassen: Denkt anders. Oder: Denkt das Unmögliche. Oder: Denkt wie Superman, Batman oder Spider-Man. Oder besser noch: Denkt wie alle zusammen. Okay, die Definition von Design Thinking mit zwei Worten klappt vielleicht doch nicht so einfach.

Tatsächlich steht dahinter aber auch ein recht diffiziler Prozess. Etwas akkurater formuliert, basiert der „Design Thinking Process“ auf der Annahme, dass Probleme besser gelöst werden können, wenn Menschen unterschiedlicher Disziplinen in einem die Kreativität fördernden Umfeld zusammenarbeiten.

Erfunden wurde die Methode von David Kelley, Gründer der Design-Agentur IDEO im Silicon Valley, – mit dem Ziel, in der heutigen, schnelllebigen Zeit in relativ kurzen Abständen neue Ideen für Produktinnovationen zu kreieren.

Warum es wichtiger wird „to think in design“

Eben das wird zunehmend wichtiger. Deshalb kommen insbesondere angehende Führungskräfte kaum um die Auseinandersetzung mit Kreativitätstechniken wie Design Thinking herum, wollen sie ihr Unternehmen im Markt stärken und etablieren. Denn das einzige, was dazu beiträgt ist: Innovation

Der Grund: Die Transformation der Arbeitswelt zu einer voll digitalisierten Wirtschaft sorgt aktuell und in den kommenden Jahren für eine fast schon dramatische Beschleunigung der Veränderungsgeschwindigkeit in allen Branchen. Produktentwicklungen, die einst Jahre oder Jahrzehnte in Anspruch nahmen, geschehen heute quasi über Nacht.

Unternehmen, die Erfolge feiern wollen, müssen liefern: Immerzu neue, bisher noch nicht da gewesene Ideen. Nur durch eine nicht nachlassende Innovationsdichte können sie sich noch behaupten, wollen sie nicht von der Konkurrenz überholt oder gar einverleibt werden. Und das geschieht schneller als je zuvor. Selbst etablierte Geschäftsmodelle sind nicht davor gefeit, vom Wettbewerb von heute auf morgen über den Haufen geworfen zu werden.

Markt beobachten!

Für Führungskräfte und ihre Teams heißt das, stets den Markt im Blick zu haben. Denn in Wahrheit entstehen Konkurrenzmodelle nicht über Nacht. Oftmals brechen sie nur deshalb so unerwartet über Firmen herein, weil sie in einem Nischen-Bereich des Marktes wachsen, den das Management nicht im Blick hat oder nicht als Konkurrenz wahrnimmt.

So können im Zweifel gerade kleine Startups unbemerkt an ihnen vorbeiziehen und ihnen ernsthaft schaden, sobald sie sich mit einem großen Investor zusammentun, der ihr Potenzial erkennt.

Hat man hingegen einen Blick dafür, was sich im Markt tut und schafft es als Manager, sein Team dazu anzuleiten, noch einmal weiter darüber hinaus oder völlig neu zu denken, hat man alles richtig gemacht. Heraus kommt im besten Fall eine noch nie da gewesene Innovation, die alles bisherige in den Schatten stellt und dem Unternehmen zum Wachstum verhilft.

Von Superhelden lernen

Hier schließt sich der Kreis zu Design Thinking, Batman, Spider-Man und Co. Design Thinking ist eine Methode, mit der Manager ihre Mitarbeiter zu wahren Höhenflügen der Kreativität anleiten können. Dabei geht sie von diesen Fragestellungen aus:

  • Welche Bedürfnisse haben unsere Kunden in der nächsten Zeit?
  • Wie können wir diese im Idealfall übererfüllen?

Die Idee dahinter: Kundenzufriedenheit sorgt für Bindung. Das spricht sich herum, sorgt für Neukunden und beschert dem Unternehmen Stabilität und Erfolg. Design Thinker schauen also durch die Brille des Nutzers auf ein Problem und begeben sich dadurch in die Rolle des Anwenders.

Das ist ein entscheidender Unterschied zu anderen Managementmethoden. Früher ging es in erster Linie um die Frage: Wie können wir unseren Umsatz steigern? Weit weniger interessierten die Bedürfnisse der Endkunden. Doch wer seine Kunden nicht zum Maßstab macht, kann auch keine Produkte entwickeln, die alle Bedürfnisse abdecken. Solche Kurzsichtigkeiten öffnen der Konkurrenz Tür und Tor.

Austausch zwischen Entwickler und Zielgruppe 

Design Thinking dagegen basiert auf einer stetigen Rückkopplung zwischen dem Entwickler und seiner Zielgruppe. Und so stellen Design Thinker ihren Nutzern vor, im und nach dem Entwicklungsprozess Fragen:

  • Was ist gut?
  • Was nicht?
  • Was wünschen Sie sich außerdem?

Kurzum: Design Thinker nehmen die Verhaltensweisen ihrer Nutzer sehr genau unter die Lupe, um am Ende des Tages nicht nur mit einer passgenauen Lösung aufzuwarten, sondern vielleicht sogar einer, die über die kühnsten Erwartungen hinaus geht und für positive Überraschungen sorgt. „Kenne den Kunden besser als dich selbst“: Das ist das Grundprinzip erfolgreicher Design Thinker.

Sind die Kundeninformationen via Marktforschung, E-Mail- oder Telefonbefragungen eingeholt, fangen Design Thinker an zu tüfteln. Dabei bedienen sie sich mitunter skurriler Materialien: Lego, Knete, 3D-Printer, Papier, Schere, Designprogramme – alles, was hilft, die Kreativität anzukurbeln, ist willkommen.

Mit Batman auf Augenhöhe

Und hierbei kommen nun endlich, endlich auch unsere Superhelden ins Spiel. Wichtig ist nämlich, sich beim Kreativprozess völlig frei von störenden gedanklichen Hürden zu machen, denn das kann die Qualität des Ergebnisses negativ beeinflussen.

Das funktioniert, indem sich Design Thinker immer wieder Fragen stellen wie:

  • Wie ließe sich aus einem guten Produkt, einer Dienstleistung oder einem Tool ein noch besseres machen?
  • Wie ließe sich die bisherige Arbeit mit dem zehn- oder 100-fachen des Budgets oder in zehn oder 100 Jahren erledigen?
  • Und – Achtung, jetzt kommt’s – wie würde Superman die Sache angehen? Oder Spiderman? Oder Batman? Oder alle?

Nach dem ersten gedanklichen Höhenflug kommt der  Realitätscheck: Wie könnte man sich dem gedachten Ideal unter den gegebenen Bedingungen bestmöglich annähern? Steht eine erste Idee, werden Lösungen und Ideen in Form von Prototypen möglichst früh sicht- und kommunizierbar gemacht. Erneut, damit potentielle Anwender sie – noch lange vor der Fertigstellung oder Markteinführung – testen und Feedback abgeben können. Dann wird weiter optimiert. Auf diese Weise erzeugt Design Thinking sehr praxisnahe Ergebnisse.

Design Thinking im Unternehmen etablieren 

Kommen wir nun zur Gretchenfrage: wie lässt sich ein solcher Prozess im Unternehmen etablieren? Das ist nicht leicht. Denn damit gedankliche Hürden im Kreativprozess fallen können, müssen erst einmal hierarchische Hürden fallen.

Klassisch ist eine Unternehmensstruktur so aufgebaut, dass einer vorgibt und alle anderen ausführen: Tow-Down. Design Thinking verlangt das genaue Gegenteil: Bottom-Up. Das heißt: Der Vorgesetzte gibt den Kreativprozess nicht vor, er moderiert ihn, indem er hier und da Ideen positioniert, wie ein Produkt noch besser gemacht werden könnte.

Dazu tauscht er sich mit externen und internen Experten aus, holt sie zum Projekt dazu und setzt die, die an anderer Stelle besser gebraucht werden können, dort ein. Der Vorgesetzte zieht die Fäden. Er ist der Dirigent, der das Orchester spielt. Die Kreativarbeit obliegt dem Team.

Führungskräfteentwicklung: Seminare für Kreativitätstechniken helfen´

Das verlangt von beiden Seiten ein Umdenken: Der Vorgesetzte muss Mitarbeiter, die es mitunter nicht gewöhnt sind, dazu motivieren, jede noch so kleine Idee zu äußern, die zu einer Innovation beitragen könnte.

Mitarbeiter müssen hingegen lernen, dieses Angebot ohne Rücksicht auf Verluste anzunehmen und das Risiko einzugehen, dass ihre Gedanken in der Teambesprechung auch einmal nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Das ist nicht immer leicht, kann aber trainiert werden.

Der Übergang von der alten zur neuen Unternehmenskultur gelingt am besten durch externe Unterstützung. Gezielte Führungskräftetrainings gleich zu Beginn der Karriere können dazu beitragen, Manager auf ihre neue Rolle vorzubereiten. Und dann ist auch sichergestellt, dass ihre Teams nicht nur ins Superheldenkostüm schlüpfen, sondern dass sie echten Superhelden der Kreativität aufsteigen.

  • 4, 5 oder 6 – Wie viele Arbeitstage dürfen (sollen) es sein?

     Teil 1: Ein historischer Rückblick.   In Deutschland diskutieren Unternehmen die 4-Tage-Woche, manche haben sie sogar schon eingeführt. In Griechenland geht man seit Anfang des Monats den umgekehrten Weg: Seit dem 01. Juli ermöglicht der Gesetzgeber…

  • „Slow to hire, quick to fire“ (Teil 2): Bruchlinien von der Post-Corona- zur Pre-KI-Welt des Personalmanagements

    In verschiedenen Blogs hatten wir uns mit den seit ca. 1,5 Jahren zu beobachtenden Veränderungen am Arbeitsmarkt und im ersten Teil unseres Blogs „Slow to hire, quick to fire“ (Teil 1) mit den dahinter stehenden Überlegungen des…

  • „Slow to hire, quick to fire“: Die kommende Runderneuerungsstrategie des HRM für unsichere Zeiten?! (Teil 1)

    In den letzten Monaten haben zahlreiche Unternehmen in Deutschland Schlagzeilen gemacht, indem sie entweder Mitarbeiter entlassen oder Einstellungsstopps verhängt haben. (siehe auch unsere Blogs „Von smart bis hart (Teil 1 & 2)“, „Back to the…