Die goldenen Regeln für natürliche Autorität

Autor: Sofia Dobbertin

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Allgemein

4 Min. Lesezeit

So mancher Studiengang trägt das verheißungsvolle Wort „Management“ im Titel. Doch von der Studienbank in die Chefetage – so einfach ist der Karrieresprung dann doch nicht. Für den Weg nach oben gibt es kein festes Programm. Umso wichtiger, dass angehende Führungskräfte ihre Karriere gut planen und schon früh Kompetenzen aufbauen, die ihnen beim Aufstieg ins Management helfen. Zu ihnen gehört zum Beispiel die natürliche Autorität. Was das ist, und wie sich diese gleich zu Beginn der Karriere aufbauen lässt…

 

Es ist unbestritten: Um ihr Team zu begeistern und zu Leistung zu motivieren, brauchen Führungskräfte Autorität und müssen Selbstbewusstsein ausstrahlen. Doch wer einfach vorgibt und befiehlt, wird seine Leute zwar dazu bringen, Aufgaben zu erledigen.

Aber ob sie das gern tun? Nein, sie tun es, weil sie es müssen. Dass das funktioniert, ist ebenfalls unbestritten. Schließlich wurde es über Jahrhunderte hinweg genauso zwischen Chefs und Mitarbeitern gehandhabt.

Natürliche Autorität kann man lernen

Doch die Zeiten haben sich geändert. Leadership verlagert sich immer weiter weg von dem Prinzip „Weisung und Kontrolle“ hin zu den Prinzipien „Führung auf Augenhöhe und Wertschätzung“.

Zum Beispiel, weil Arbeitnehmer zunehmend besser ausgebildet sind und stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden können. Logisch: Da funktioniert das Prinzip vom Chef, der alles vorgibt und dem Mitarbeiter, der blind alles ausführt, nicht mehr.

Doch bei aller Wertschätzung gegenüber dem anderen – es gibt Situationen, in denen Chefs Entscheidungen treffen müssen, zum Beispiel, wenn es um themen- oder bereichsübergreifende Projekte geht. In wieder anderen Situationen gilt es sich als Führungskraft Respekt zu verschaffen.

Das heißt aber nicht, dass dann der Rückfall in alte Zeiten vorprogrammiert sein muss. Wer eine Autorität sein will, muss nicht automatisch autoritär auftreten. Hier kommt die natürliche Autorität ins Spiel.

Was ist natürliche Autorität? Eine Definition.

Das ist diese selbstverständliche, lässige und selbstbewusste Ausstrahlung, die bewirkt, dass andere eine Person als Wissens- und Entscheidungsträger respektieren und akzeptieren. Das setzt einerseits fundiertes Fachwissen voraus und andererseits in jeder Situation Rückgrat zu beweisen und zu leben, was man sagt.

Wichtig dabei ist: Eine natürliche Autorität erarbeitet man sich nicht erst als Chef, sondern man wird mitunter Chef, weil man über natürliche Autorität verfügt. Zum Beispiel, indem man die Leistung der Kollegen anerkennt und nicht klein redet, um sich selbst zu profilieren.

Ein sehr menschlicher, respektvoller Umgang mit dem Umfeld ist also wichtig:

  • Genau hinhören, wenn man gefragt wird
  • seine Meinung fundiert äußern

Wie entsteht natürliche Autorität? 

In der Summe entsteht natürliche Autorität also durch eine Mischung von sozialen und fachlichen Kompetenzen – garniert mit den richtigen Umgangsformen. Angehenden Führungskräften ist angeraten, diese Fähigkeiten schon früh zu üben und auszuixen. Im Prinzip können sie bereits im Gymnasium oder der Realschule damit beginnen.

An einem späteren Punkt der Karriere kann man natürliche Autorität in Rahmen einer gezielten Führungskräfteentwicklung in einem speziellen Seminar  lernen. Angehende Manager sollten die grundsätzlichen Aspekte der natürlichen Autorität dann im Alltag bewusst einsetzen.

Worauf kommt es an?

  1. Körperhaltung: Wer im Stehen als auch im Sitzen aufrecht daher kommt, wirkt größer, selbstbewusster und fest im Leben verankert. Personen, die dagegen immer wieder in sich zusammensinken, machen sich im wahrsten Sinne des Wortes kleiner als sie sind. Daher sollten angehende Führungskräfte immer an den berühmten Faden denken, der sie an ihrer Wirbelsäule nach oben zieht.
  2. Angemessene Distanz wahren: Jeder Mensch hat einen unsichtbaren Zirkel um sich herum, der nicht durchbrochen werden sollte, sonst entsteht das unangenehme Gefühl von zu großer Nähe. Das sollte man immer respektieren. Bei angenehmen, entspannten Gesprächen kann der Abstand geringer sein, bei einer ernsten oder gar konfliktreiche Unterhaltung, sollte dem Gegenüber ein bisschen mehr Raum gegeben werden.
  3. In einem Gespräch sollte immer der Blickkontakt gewahrt werden. Das signalisiert Selbstbewusstsein und sagt aus: „Ich höre Dir aufmerksam zu!“ 
  4. Gestik: Wer ängstlich oder angespannt ist, transportiert das mit seiner Gestik nach außen. Entweder er gestikuliert zu viel und zu hektisch oder er erstarrt regelrecht. Beides deutet der Gesprächspartner als Schwäche. Wer hingegen auch in stressigen Situationen nach außen merklich ruhig und gelassen bleibt, signalisiert: „Mich kann nichts erschüttern, ich bewahre in jeder Situation einen kühlen Kopf.“ Das erzeugt Respekt.
  5. Mimik: Insbesondere angehende Managerinnen sollten ihr Augenmerk auf ihre Mimik lenken. Denn oftmals tendieren Frauen dazu, in Situationen zu lächeln, in denen es nicht wirklich passt. Das wirkt, als hätte man bestimmte Sachverhalte nicht verstanden oder messe diesen nicht die richtige Bedeutung bei. Auch sollten angehende Führungskräfte bewusst auf ein Lächeln verzichten, wenn sie ihre Meinung zu einem bestimmten Sachverhalt äußern. Nur so werden sie ernst genommen.
  6. Stimme heben: Eine feste Stimme signalisiert Durchsetzungskraft und Überzeugung. Wichtig ist eine verständliche, klare und deutliche Aussprache, wenn man seinen Standpunkt vertreten will. Und: Nicht brüllen, sondern so sprechen, dass es nicht in den Ohren der Zuhörer klingelt.
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