Kreativität im Job: Dem kreativen Chaoten gehört die Zukunft

Autor: Sofia Dobbertin

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Allgemein

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Kreativität im Job: Dem kreativen Chaoten gehört die Zukunft

Kreativität ist der Grundstein für Innovation und den Unternehmenserfolg und ist wichtiger als je zuvor. Dabei kann es Chefs helfen, ihr inneres Kind zu wecken und das ihrer Mitarbeiter gleich dazu. Tipps, um künftig im Businessalltag mit genialen Ideen zu punkten.

 

Warum Kreativität so wichtig ist

Innovationen und kreative Lösungen sind in der heutigen Arbeitswelt gefragt wie nie. Nie veralteten Produkte schneller, nie erwarteten Kunden und Konsumenten schnellere Updates. Ganz besonderer Druck lastet zum Beispiel auf den Schultern der Arbeitnehmer in Technologiebranchen: Kaum ist zum Beispiel ein neues Smartphone auf dem Markt, vergehen nur wenige Stunden, bis öffentlich über das nächste Hardware-Update spekuliert wird.

Arbeitgeber erwarteten von ihren ManagernJunior-Managern und Arbeitskräften daher zunehmend Kompetenzen wie KreativitätInnovationsgeist sowie den berühmten Blick über den Tellerrand. Auch Problemlösungskompetenz ist gefragt wie nie.

Immer auf der Jagd nach dem „Next big thing“ 

Nur mit diesem Mix kann es Unternehmen gelingen, mit der Schnelllebigkeit des Marktes mitzuhalten und die Kundenbedürfnisse nicht nur zu erfüllen, sondern im besten Fall überzuerfüllen. Denn einfach nur ein gutes Produkt oder Dienstleistung lockt heute keinen Konsumenten mehr hinter dem Ofen hervor, es muss schon überraschendinspirierend, das nächste große Ding sein.

Dann ist die Euphorie zwar erstmal groß. Aber auch ihre Halbwertszeit ist kürzer geworden. Kurzum: Selbst wenn der große Coup gelingt, muss der nächste schon wieder in Reichweite sein.

Wie lässt sich Kreativität fördern?

Nun ist es aber so, dass insbesondere Kreativität in unserer Welt lange keinen Platz hatten. Im Gegenteil werden Heranwachsenden die dazugehörigen Eigenschaften sogar gezielt abtrainiert.

Dazu gehört vor allem spontanes, spielerisches Tüfteln und Ausprobieren mit viel Eifer, Energie, Neugierde und Lust – frei von Denkblockaden oder Regeln der Vernunft: Was nicht passt, kann nachher immer noch passend gemacht werden. Haben Sie’s erkannt, werter Leser? So spielen Kinder!

In unserer sehr vernunftorientierten Arbeitswelt hat dieses spielerische Trial & Error allerdings nur wenig Platz: Projekte müssen pünktlich abgegeben, Termine eingehalten und Aufgaben punktgenau abgearbeitet werden. Meist unter großem Druck. Wer hat da noch Zeit, seine Gedanken jenseits der Grenzen der Vernunft auf die Reise zu schicken?

Was ist das Innere Kind?

Die Gute Nachricht: All diese Eigenschaften stecken noch in uns. Psychologen bezeichnen sie in der Summe als unser inneres Kind. Und es versteht sich von selbst, dass es künftig eine der Hauptaufgaben in der Personalführung sein wird, nicht nur dem eigenen inneren Kind, sondern dem ganzer Abteilungen wieder mehr Raum zu lassen. Eben das muss gezielt trainiert werden.

Zunächst muss man aber verstehen, was das innere Kind überhaupt ist. Laut Definition bezeichnet und symbolisiert das innere Kind…

„…die im Gehirn gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Hierzu gehört das ganze Spektrum intensiver Gefühle wie unbändige Freude, abgrundtiefer Schmerz, Glück und Traurigkeit, Intuition und Neugierde, Gefühle von Verlassenheit, Angst oder Wut.“ 

Kreativität: Wecken Sie Ihr inneres Kind

In der Psychologie diente die Modellvorstellung des inneren Kindes ursprünglich dazu, seelische Wunden aus der Vergangenheit und Gegenwart zu heilen, falsche oder dysfunktionale Glaubens- und Lebensmuster zu erkennen, Probleme selbstverantwortlich und selbstkompetent zu lösen, sowie den liebevollen Umgang mit sich selbst und anderen zu bewirken.

Inzwischen fließt das Modell auch verstärkt in Managementtheorien und Kreativtechniken ein, die die verschütteten positiven Seiten inneren Kindes wieder hervorkramen sollen:

  • Spontanität
  • Begeisterungsfähigkeit
  • Staunen
  • Neugier
  • Lebendigkeit

Und nicht zuletzt die Fähigkeit, ganz in der Gegenwart sein zu können, ohne Angst haben zu müssen, dafür Kritik zu empfangen, belächelt oder verspottet zu werden.

Reanimation des Inneren Kindes: So gelingt’s 

Für Manager und Teammitglieder ist das nicht unbedingt immer leicht. Schließlich müssen Verhaltensmuster, die bewusst ad acta gelegt wurden, wieder reanimiert werden. Das kann nur nach und nach gelingen und setzt folgendes voraus:

  • Offenheit: Mitarbeiter müssen lernen, Ideen mit Potenzial – und seien sie auch noch so abstrus – zu äußern. Manager müssen lernen, hinzuhören, offen für neue Denkansätze zu sein, deren Potenzial erkennen und den Mitarbeiter ermutigen, der Idee nachzugehen. Dazu muss man sich offen, ehrlich und regelmäßig austauschen und Feedback geben.
  • Kommunikation auf Augenhöhe: Der Austausch zwischen Management und Team sollte stets wertschätzend und auf Augenhöhe stattfinden, nur so können Mitarbeiter ermutigt werden, ihre Gedanken zur Sprache zu bringen.
  • Neues Fehlerverständnis: Nicht jede Idee, der Mitarbeiter nachgehen werden, wird zum Erfolg führen. Das heißt für den Mitarbeiter: Er muss lernen, mit Niederlagen umzugehen, während der Vorgesetzte, Fehlversuche nicht als Scheitern ansehen sollte. Es ist ein Weg der nicht gangbar ist und einen anderen verlangt. So ist das nun einmal mit Trial und Error.
  • Mut, Projekte abzubrechen: Führt eine Idee absehbar nicht zum gewünschten Erfolg, sollten Manager und Team die Chuzpe haben, das Projekt abzubrechen und ihre Kraft in andere Themen zu investieren.
  • Zeit zum Experimentieren: Kreativität braucht Zeit! Insofern sollte die Arbeitszeitgestaltung immer auch einen Anteil für freies Experimentieren beinhalten. Google macht das beispielsweise schon seit Jahren – mit Erfolg.
  • Die richtigen Räumlichkeiten: Experimentieren, Gedankenspiele und Kreativphasen brauchen die entsprechenden Räumlichkeiten, in denen man sich frei entfalten und seine Gedanken auch mit den richtigen Materialien visualisieren kann, ohne die anderen Kollegen zu stören. Computer, Stift, Schere, Papier, Knete, Lego – alles ist als Hilfsmittel erlaubt. Die Kreativtechnik Design Thinking berücksichtigt das beispielsweise explizit.
  • Informellen Austausch fördern: Ideen sprudeln am ehesten, wenn man sich ungezwungen darüber austauschen kann. Insofern ist eine Kultur wichtig, in der Mitarbeiter animiert werden, miteinander in Kontakt zu kommen. Dafür gibt es mehrere Instrumente: Nischen, die zum gemeinsamen Kaffeetrinken einladen, technisch gut ausgestattete und optisch ansprechend gestaltete Meetingräume, Corporate Social Networks, die Möglichkeit zu Videokonferenzen mit Kollegen, die an einem anderen Standort arbeiten und, und, und. Daneben sollte es Ruhezonen und Stillarbeitszonen geben, in die sich Kollegen zurückziehen können, die sich auf eine Sache konzentrieren wollen.

Das Innere Kind wecken – Lohnt sich das? 

Das innere Kind wecken – eine Aufgabe, die auf allen Seiten zweifellos viel Engagement erfordert. Aber der Einsatz lohnt: Es mag vielleicht zunächst so wirken, als ob Kreativität Schwerstarbeit sei.

Doch haben sich alle Prozesse erstmal eingespielt wird dieser Eindruck schnell ins Gegenteil umschlagen: Dank einer Wohlfühlatmosphäre am Arbeitsplatz, Mitarbeitern, die motiviert ihrer Arbeit nachgehen und bewusst Spaß haben dürfen, weil in einem solchen Klima die besten Ideen entstehen. Wenn das mal keine schönen Aussichten sind…

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