Level 5 Führungsqualitäten: Ins Top-Management aufsteigen und bleiben

Autor: Michael Knörzer

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Level 5 Führungsqualitäten: Ins Top-Management aufsteigen und bleiben

Es ist die eine Sache, ins C-Level im Top-Management vorzustoßen. Sich dort zu halten nochmal eine völlig andere. Tatsächlich legten viele Manager zunächst einen fulminanten Karriereweg hin, scheiterten im Management-Olymp aber nach kurzer Zeit wieder. Möglicherweise hätten sie die Level 5 Führungsqualitäten besser studieren sollen…

Eines der wohl berühmtesten Beispiele dafür, dass das C-Level eine wackelige Position sein kann, ist der Fall von Apple-Gründer Steve Jobs, der offenbar mit dem Erfolg seines Unternehmens nicht umzugehen wusste. Er galt mehr und mehr als selbstherrlich und exzentrisch, der andere ebenso herzlich wie demütigend behandelte. Von Führungsqualitäten kaum eine Spur.

Als Apple in die Verlustzone geriet, fiel Jobs 1984 einer internen Palastrevolution zum Opfer. Der Vorstandsvorsitzende John Sculley, den Jobs zwei Jahre zuvor höchstpersönlich eingestellt hatte, drängte ihn erst aus der Produktionsabteilung, dann ganz aus dem Unternehmen.

Um einige Erfahrungen reicher kam Jobs im Jahr 2000 wieder ins C-Level des Unternehmens zurück und führte den inzwischen dahin dümpelnden Betrieb zurück an die Spitze. Ihm gelang das mitunter auch deshalb, weil er in anderen Unternehmen seine Führungsqualitäten weiterentwickelt hatte.

Natürlich lässt sich der dauerhafte Erfolg im Top-Management nicht alleine auf das Wissen über die so genannten „Level 5 Führungsqualitäten“ reduzieren, die jeder Manager in diesem Bereich mitbringen sollte. Allerdings sind diese neben fachlichen Top-Qualitäten für den Verbleib auf dieser Stufe unerlässlich.

Warum Level 5 Führungsqualitäten? 

Aber warum eigentlich Level 5? Damit sind die fünf wesentlichen Eigenschaften gemeint, die einfache Manager von Top-Managern unterscheiden:

  1. Das Erreichen der Unternehmensziele steht an erster Stelle, nicht der eigene Erfolg
  2. Höchster Perfektionsgrad bei allen Aufgaben
  3. Höchste Produktivität gepaart mit höchst visionärem Denken
  4. Maximaler Vorbildcharakter
  5. Das Talent, ein Unternehmen durch visionäres Denken und Management auf Erfolgskurs zu halten

Wie sich diese Führungsqualitäten konkret auf den Unternehmenserfolg auswirken, sei im folgenden kurz erklärt.

Das eigene Ego steht nicht an erster Stelle 

Zunächst einmal: Echte Top-Manager von Spitzenunternehmen stellen ihr Ego jederzeit hinten an und verschreiben sich mit jeder Faser ihres Körpers dem Ziel, ihr Unternehmen auf höchstem Niveau voranzubringen. Ihr Ehrgeiz gilt dem Unternehmen – nicht sich selbst. An dieser Hürde ist schon so mancher gescheitert!

Level 5 Führungskräfte sind hingegen entschlossen, alles zu tun, um ihr Unternehmen in jeder Hinsicht erstklassig zu machen. Auf dem Weg zum Ziel nehmen sie keine, aber auch wirklich keine Kompromisse in Kauf und gehen höchst diszipliniert vor.

Führungsqualitäten: Dem Feind nicht ausweichen, sondern ins Auge Blicken 

Abgesehen von ihrer herausragenden Disziplin zeichnen sich Level 5 Manager durch einen unvergleichlichen Realitätssinn aus. Sie scheuen unangenehme Wahrheiten nicht, sondern blicken ihnen direkt ins Auge. Das aber möglichst, ohne eine allzu tiefe emotionale Beteiligung. Denn sie wissen: Emotionalität beeinträchtigt die Qualität strategischer Entscheidungen.

Nur wer einen kühlen Kopf wahrt, ist in der Lage, Entscheidungen zu treffen, die das eigene Unternehmen voranbringen. An dieser Stelle dürfte bereits klar geworden sein, warum sich Top-Manager Jobs zunächst nicht lange im C-Level hielt. Es mangelte ihm gewiss nicht an der Fähigkeit visionär zu denken. Doch er scheiterte an der eigenen Emotionalität, die den Blick fürs Wesentliche trübte.

Nicht der kurzfristige, sondern der langfristige Erfolg zählt 

Doch Top-Manager unterscheiden sich noch in weiteren Punkten von weniger erfolgreichen Managern. Zum Beispiel verfolgen sie das so genannte Igel-Prinzip. Es ist zu beaobachten, dass weniger erfolgreiche Betriebe sich in der Vergangenheit häufig nicht auf eine konsequente Strategie festlegen konnten. Stattdessen probierten sie eine nach der anderen aus.

Top-Betriebe gehen anders vor. Sie „igeln“ sich ein und halten konsequent an ihrer Strategie fest und verfeinern sie kontinuierlich. So erreichen sie höchstes Qualitäts- und Produktivitätsniveau und die langfristige Treue ihrer Kunden.

Top-Manager sind aber nicht nur selbst hoch fokussiert und diszipliniert, sondern umgeben sich gerne mit Gleichgesinnten, an denen sie sich orientieren oder denen sie als Vorbild dienen. Ihr Ziel ist es daher, dass nur Mitarbeiter aufgebaut und ausgesucht werden, die ebenso konsequent das Beste für die eigene Organisation im Blick haben wie man selbst. Wer so gewissenhaft handelt, dem kann man nach und nach getrost mehr Handlungsspielraum übertragen.

Nur die Besten fürs Unternehmen

Auch in ihrem Denken sind sie anders. Sie wollen visionäres Denken auf allen Ebenen fördern. Statt über Kontrollmechanismen steuern Top-Manager ihre Teams daher über eine „Stop-doing-list“. Sie beinhaltet alle Bereiche, die an den Kernkompetenzen des eigenen Unternehmens vorbeigehen. Auf diese sollten Mitarbeiter keine Zeit verschwenden. Ansonsten sind sie weitgehend frei in ihrem Handeln und Denken und bekommen alles Notwendige zur Verfügung gestellt, um neue Ideen und Visionen zu entwickeln.

Das beginnt mit neuester Technologie und endet mit Legomännchen und Knete, wenn es dem professionellen Experimentieren dient. Top-Manager sind extrem offen für frische, unverbrauchte Ideen und haben ein feines Gespür für deren Potenzial. Sie scheuen sich aber auch nicht zu benennen, wenn diese ins Leere laufen.

Auf den Punkt gebracht, haben Spitzenmanager verstanden: Über eine kontinuierliche Verbesserung und die konsequente Lieferung von Resultaten können Organisationen den Markt mit einer enormen Kraft prägen, statt ihm hinterherzulaufen. Die eigenen Mitarbeiter und Führungskräfte werden durch diese Erfolge selbstbewusster, denn sie sind stolz auf das Erreichte. Das beeinflusst sich gegenseitig im positiven Sinne. Wichtig ist allerdings, dieses Schwungrad stets mit aller Macht in Gang zu halten.

Voraussetzung dafür sind höchst disziplinierte Menschen im Unternehmen, die maximal für die gemeinsame Vision brennen. Auf allen Ebenen: Von ganz unten nach ganz oben und wieder zurück.

Das sollten Betriebe unbedingt bereits bei der Personalauswahl berücksichtigen und im Zweifelsfall auch mal wagen, eine Stelle unbesetzt zu lassen, wenn sich zunächst kein passender Kollege findet. Firmen können nur brillieren, so lange sie die richtigen und fähigsten Leute anziehen.

Dabei sollte nie ausgeschlossen sein, einem hoch spezialisierten Experten nach einer Auszeit nochmal eine zweite Chance zu geben. Es soll ja schon solche gegeben haben, die nur ein bisschen Zeit brauchten, um zum reifen und das Unternehmen danach an die Spitze führten.

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