Life Sciences: Wachstumsbranche Pharmaindustrie

Autor: Michael Knörzer

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Life Sciences: Wachstumsbranche Pharmaindustrie

Die Pharmaindustrie gehört zu den größten Wachstumsbranchen in Deutschland. Durch die Entwicklung neuer Wirkstoffe und Therapieformen leisten die in dem Sektor tätigen Fachkräfte einen enormen Beitrag zum medizinischen Fortschritt und zur Therapie von Krankheiten. Als hochinnovative Spitzentechnologiebranche gilt die Pharmabranche als ein wichtiges Aushängeschild des Innovationsstandorts Deutschland. Doch die Branche steht vor Herausforderungen. Eine davon ist der nachhaltige Fachkräftemangel. Bedroht dieser die Zukunftsfähigkeit des Life Sciences Sektors?

Wer heute Fachkräfte im Bereich Life Sciences sucht, hat es nicht mehr so leicht wie früher. Selbst große Konzerne stellt die Besetzung freier Stellen vor erhebliche Herausforderungen. Noch gibt es zwar qualifizierte Anwärter auf vakante Stellen, doch die Bewerbungseingänge sind seit Jahren rückläufig. Das gilt für hochqualifizierte Fachkräfte ebenso wie für Neueinsteiger.

Pharmaindustrie: Ein Überblick

Auch auf ausgeschriebene Lehrstellen melden sich immer weniger Interessenten als in den Jahren zuvor. Das Minus liegt teilweise im zweistelligen Prozentbereich.

Aktuelle Studien belegen, dass es sich dabei keineswegs um Einzelfälle handelt. Laut Erhebungen der Hans Böckler Stiftung hat sich die Zahl der Stellenangebote für Spezialisten in der Life-Sciences-Branche im dritten Quartal 2016 im Vergleich zum Vorquartal deutlich erhöht.

Nach einem Abbau von rund 4.500 Arbeitsplätzen zwischen 2008 und 2010 sind bis 2014 wieder rund 5.900 Arbeitsplätze hinzugekommen, so dass das Niveau von 2008 (105.800) mit rund 107.000 im Jahr 2014 erstmals überschritten wurde. Tendenz weiter steigend. Allerdings hat sich in der Zwischenzeit der Arbeitsmarkt vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt entwickelt: Fachkräfte werden händeringend gesucht.

Welche Jobprofile am begehrtesten sind

Gesucht werden vor allen Dingen „Medical Manager“, die eine wichtige Schnittstelle zwischen den Fachbereichen Entwicklung, Zulassung, Marketing und Vertrieb der Arzneimittelhersteller bilden. Sie sind der wichtigste Ansprechpartner bei medizinischen Fragen rund um die Vermarktung pharmazeutischer Produkte.

Ebenfalls überdurchschnittlich erhöht haben sich die Stellenangebote für „Regulatory Affairs Manager“. Die Spezialisten arbeiten bei Pharma- und Chemiekonzernen. Auch bei ZulassungsstellenGesundheitsbehörden oder pharmaindustriellen Verbänden finden sie Stellen.

In ihrem Berufsalltag kommunizieren sie mit Behörden und Prüfstellen, die für die Marktzulassung neuer Medikamente, chemischer Produkte und Kosmetika zuständig sind. Ihnen stellen sie die Wirkmechanismen neuer Medikamente vor, damit diese zugelassen werden können. Ebenso heiß begehrt in der Pharmabranche sind „Qualitätsmanager“. Diese sind Experten für die Bereiche QualitätskostenreportingReklamationsmanagement und Qualitätsverbesserung.

Personal händeringend gesucht 

Auch hochspezialisierte Mediziner sind rar, die mit ihrer Expertise die Entwicklung neuer Medikamente steuern. Gesucht werden außerdem Ingenieure und naturwissenschaftlich ausgebildete High Potentials für die Sparte Forschung und Entwicklung. Weniger ausgeprägt ist derweil der Engpass bei den Chemielaboranten. Aber auch hier spitzt sich die Lage zu.

Lediglich einen Rückgang von Bewerbern im pharmazeutischen Bereich beklagen Pharmaunternehmen im Allgemeinen bislang noch nicht. Dank der seit 2008 wieder ansteigenden Studentenzahlen im Bereich Pharmazie steht dies zur Zeit auch nicht wirklich zur Debatte.

Life Science Recruiting: Darauf kommt es an

Um die Löcher in der Personaldecke zu stopfen, rekrutieren Konzerne verstärkt über Ländergrenzen hinweg. Doch auch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn es ist nicht gerade so, dass Firmen wäschekörbeweise Bewerbungen aus anderen Ländern bekämen.

Zeit, die Hände im Schoß zu falten, haben Arbeitgeber also nicht. Das tun sie auch nicht. Um dem sich verschärfenden Fachkräftemangel etwas entgegen setzen zu können, unterhalten Pharmaunternehmen seit geraumer Zeit Kooperationen mit SchulenUniversitäten und Fachhochschulen. Dort bieten sie StarthilfeprogrammeKarrieremessen und ähnliches an.

„Der demografische Wandel hat in den nächsten paar Jahren einen noch größeren Einfluss auf die Fachkräftesituation. Vor allem der naturwissenschaftlich-technische Bereich in Deutschland ist betroffen“, sagt Nicole Sauer von der Personalberatung APRIORI. „Der Zusammenarbeit von Schulen und der Wirtschaft wird daher eine immer höhere Bedeutung zukommen. Man kann im Prinzip nicht früh genug mit solchen Personalmarketing-Maßnahmen anfangen. Manche Unternehmen starten tatsächlich bereits im Kindergartenalter mit speziellen Förderprogrammen.“

Bitte an die Candidate Experience denken

Doch Personalmarketing ist nur die eine Seite der Medaille, um Mitarbeiter nachhaltig für sich zu begeistern. Hat die Überzeugungsarbeit eines Unternehmens gefruchtet, sollte dieses alles daran setzen, um seinen Kandidaten einen reibungslosen Recruiting-Prozess zu gewährleisten.

Denn dieser Service am Kandidaten ist heute unverzichtbar. Studien belegen, dass Kandidaten beispielsweise umso schneller wieder abspringen, wenn sie zu lange auf eine Rückmeldung aus der Personalabteilung warten müssen oder nicht zeitnah und kontinuierlich über die nächsten Prozessschritte im Einstellungsverfahren informiert werden.

Das kommt nicht von ungefähr. Denn die junge Generation ist es heute gewöhnt, regelmäßig und in Echtzeit zu kommunizieren. Das mobile Internet macht es möglich. Selbiges erwartet sie auch von ihrem Arbeitgeber. Für sie ist das nicht vermessen, sondern eine Selbstverständlichkeit. Denn genau so ist sie sozialisiert.

Unterstützung vom Experten

Doch nicht jedes Unternehmen vermag das zu leisten. Daher lassen sich viele Recruiter inzwischen von spezialisierten Personalberatungen unterstützen, die genau wissen, wie die jungen Talente ticken, und welche Informationen sie in welchen Abständen erwarten.

Darüber hinaus unterstützen die externen Profis auch beim Active Sourcing, der Direktansprache von Kandidaten. Sie verfügen über spezielle Suchtools, die das kurzfristige und gezielte Auffinden von Talenten ermöglichen.

Einmal ganz abgesehen von ihrer hauseigenen Talentdatenbank, die so manchen „Hochkaräter“ beherbergt. Aber auch das ist noch nicht alles, um sich erfolgreich für den War for Talents, der in der Branche wütet, zu rüsten.

Sind Talente gefunden und eingestellt, sollte alles daran gesetzt werden, diese zu binden. Wer weiß schon, wie lange es beim nächsten Mal dauert, bis eine Vakanz wieder besetzt werden kann? Sicher ist nur eines: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu.

Insofern sind Personalverantwortliche in der Life Sciences Branche gut beraten, wenn sie kontinuierlich in ihre Leute investieren. Durch fachliche WeiterbildungenSchulungen einerseits, aber auch Führungskräfteentwicklungsprogramme andererseits. So ist stets sichergestellt, dass gut ausgebildeter Führungskräftenachwuchs im Haus ist, der fachlich auf der Höhe der Zeit ist, aber auch weiß, wie er mit Personal umgehen muss. Gegenangriff! So zeigt man dem War for Talents die Zähne!

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