Schlüsselmitarbeiter: Kreativschmieden auf zwei Beinen

Autor: Michael Knörzer

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Personal & Führung

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Schlüsselmitarbeiter: Kreativschmieden auf zwei Beinen
  • Gute Mitarbeiter sind bekanntlich der Schlüssel zum Erfolg. Doch auf die einen trifft das mehr zu als auf die anderen.
  • Es gibt Arbeitnehmer, die durchschnittliche Leistungen erbringen. Und es gibt regelrechte „Kreativschmieden“ auf zwei Beinen, die auf jede Frage die perfekte Antwort wissen.
  • Diese so genannten Schlüsselmitarbeiter sind das Herz eines Unternehmens und müssen besonders gefördert und gebunden werden.

Was zeichnet Schlüsselmitarbeiter aus? 

Schlüsselmitarbeiter sind der Motor für ein Unternehmen. Ohne sie läuft entweder gar nichts oder vieles zumindest erheblich schlechter: Denn sie wissen, wie die Branche tickt, haben einen siebten Sinn für das, was Kunden erwarten und denken hochinnovativ.

In der Regel vereinen Schlüsselmitarbeiter folgende Eigenschaften auf sich:

  • überdurchschnittliches Fachwissen
  • überdurchschnittliche Kreativität
  • viel praktische Erfahrung
  • hohe Genauigkeit bei der Ausführung von ToDo’s
  • smartes Analyse Know-how
  • frühes Erkennen falscher Schlussfolgerungen
  • hohe Kosten/Nutzen- und Kundenorientierung

Logisch, dass Unternehmenslenker alles dransetzen sollten, diese Hochkaräter zu binden. Aber worauf kommt es dabei an? Antworten darauf liefern unsere aktuellen Studien, deren Ergebnisse wir Ihnen in diesem Artikel vorstellen möchten.

Das richtige Karrieremodell erfüllt eine wesentliche Bindungsfunktion 

Zunächst einmal ist das richtige Karrieremodell ausschlaggebend für die Bindung eines Schlüsselmitarbeiters. Dazu müssen Sie wissen, dass Schlüsselmitarbeiter meist keine Führungskräfte sind und es auch nicht sein wollen. Sie nehmen in Unternehmen eher eine Expertenrolle ein: Sie sind Macher, Umsetzer und Gestalter. Umso wichtiger ist es, dieser besonderen Mitarbeiter-Spezies das richtige Karriereangebot zu machen. Konkret heißt das: Expertenlaufbahn statt Managementverantwortung.

Allerdings widerspricht das in vielen Fällen den klassischen Karrieremodellen, die Unternehmen ihren Mitarbeitern anbieten. Aus unserer Studie „Karrieremodelle in der IT-Branche“ wissen wir, dass die meisten Karrieremodelle nur eine Bewegung vorsehen: vertikal von unten nach oben. Der  horizontale Karriereweg in Form einer Fachlaufbahn ist hingegen eher die Ausnahme. „Wie wir bei den Befragungen für unsere Studie feststellen konnten, ist die Einführung der Expertenkarriere aber vielfach der Wunsch von fachlich hochqualifizierten Mitarbeitern“, resümiert APRIORI-Vorstand Sebastian Berblinger und legt Entscheidungsträgern in Unternehmen daher dringend nahe, die bestehenden Karrieremodelle zu überprüfen.

Das richtige Arbeitsumfeld für Schlüsselmitarbeiter schaffen

Das richtige Karriereangebot ist aber nicht der einzige Faktor, der die Bindung von Schlüsselmitarbeitern an das Unternehmen steigert: Die kreativen Köpfe brauchen auch das richtige Arbeitsumfeld, um ihre Ideen frei entfalten zu können. In einem Großraumbüro, in dem sich Schreibtisch an Schreibtisch reiht, geht das nur bedingt.

Stattdessen hätten Sie zwischendurch gerne die Möglichkeit, mit Kollegen in einem gemütlichen und inspirierenden Umfeld brainzustormen und  Ideen zu entwickeln. Viele Schlüsselmitarbeiter arbeiten auch gerne haptisch und wünschen sich von ihrem Arbeitgeber Kreativzonen, in denen sie zum Beispiel Modelle von neuen Produkten erstellen können. Ja, das geht im Zweifel auch mit dem CAD-Programm am Computer. Aber ein realer Entwurf, den man in seinen Händen halten und im Raum hin und herdrehen kann, ist eben doch etwas anderes als ein virtuelles Konstrukt.

Bürowelt der Zukunft: Wie gemacht für Schlüsselmitarbeiter 

Schlüsselmitarbeitern dürften aber zumindest in dieser Hinsicht die Entwicklungen während der Coronapandemie in die Karten gespielt haben. Das Büro der Zukunft dürfte nämlich schon bald nicht mehr der Ort sein, an dem alle still unter fahlem Neonlicht nebeneinander arbeiten. Stattdessen könnte es sich zu der Art Think Tank entwickeln, von dem Schlüsselmitarbeiter immer geträumt haben.

Der Grund: In vielen Unternehmen gehört Remote-Arbeit seit dem Ausbruch des Coronavirus zum festen Standard und viele Großraumbüros sind inzwischen verwaist. Diese Flächen könnten laut der APRIORI-STUDIE „Remote Work Strategy“ schon bald für völlig neue Arbeitsbereiche genutzt werden, die vor allem auf Co-Creation, Kollaboration und Kreativität ausgelegt sind.

Büro wird zur Keimzelle von Innovationen 

Studienautor Professor Michael Knörzer begründet das wie folgt: „Wenn wir eines in den vergangenen Monaten gelernt haben, dann, dass das Büro als Keimzelle für Innovationen nicht ersetzbar ist. Der besondere Spirit, der entsteht, wenn Mitarbeiter direkt vor Ort kreativ werden, lässt sich nicht virtuell abbilden“, meint der Leiter des HR:Labs bei APRIORI.

„Unsere These: Vor allem Mitarbeiter mit besonders hoher Leistungs-, Erfolgs- und Karriereorientierung – darunter auch Schlüsselmitarbeiter – werden in Zukunft anstreben, regelmäßig im Büro zu arbeiten. Sie werden vor Ort an Strategieemeetings oder Design Thinking Sessions teilnehmen. Das gibt ihnen die Chance, das Unternehmen mit inspirierenden Ideen nach vorn zu bringen.“

Die Zukunft gehört kreativen Schlüsselmitarbeitern

Laut Knörzer werden Unternehmen, die etwas auf sich halten, in naher Zukunft intensiv in hochwertigen Büroraum investieren, der zu dieser neuen Arbeitsweise passt. „Der zwei- bis dreimalige Bürobesuch in der Woche wird dann Eventcharakter haben und erinnert nicht mehr an die grauen Bürotempel der Vergangenheit.“ Konkret könnte das dann so aussehen, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern für jede Aufgabe die passende Arbeitszone bieten. Dazu gehören dann endlich Bereiche, die gezielt zum Austausch einladen. Das wäre zum Beispiel in gemütlichen Nischen im Kaffeehaus-Stil möglich, in denen Mitarbeitern der Duft von frisch gebrühtem Kaffee in die Nase strömt und leise Lounge-Musik aus Lautsprechern plätschert. Einen besseren Ort für informelle Meetings und Brainstormings gibt es nicht.

Hinzu käme die von Schlüsselmitarbeitern so heiß ersehnte Innovationszone mit Lego, Knete, Schere, Stift und Papier, in der sie endlich an konkreten Modellen basteln könnten. Steht zwischendurch ein Telefonat mit einem Kunden an oder eine Telefonkonferenz mit dem Team aus Übersee, geht’s in die schallgedämpfte Telefonbox. Für eventuelle Stillarbeitsphasen stehen derweil im Desk Sharing Bereich Schreibtische parat, an denen Mitarbeiter jederzeit Platz nehmen können.

Neue Arbeitswelt wie gemacht für Schlüsselmitarbeiter 

Damit entwickelt sich die Arbeitswelt zum perfekten Umfeld für Schlüsselmitarbeiter. Diese finden in den neuen Bürolandschaften alle erdenklichen Möglichkeiten vor, sich kreativ zu entfalten. Das dürfte die Bindung vieler Kreativmitarbeiter an das Unternehmen erheblich steigern und den

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